Den Film „Grüne Tomaten“ hab ich noch nicht gesehen, zur Farbe allgemein keine besondere Einstellung und die Partei ist mir auch egal. Noch nie war ich auf der grünen Woche, jener jährlichen Messe für Saufen und Fressen. Letzte Woche in der Ringbahn saßen mir ein paar dieser Brühwurst- und Häppchen-Terroristen gegenüber.
Das sie sich mit überlangen XXL-Knackern vor ihren klimaanfälligen Fressen rum wedelten, war in Ordnung, lenkte aber auch nicht von den Schnapsfahnen aus ihren Mundraumhöhlen ab.
„Wir komm’n vom Dorf!“, riefen sie selbstbewusst und im Mecklenburg-Vorpommerschen Dialekt durch den Waggon und indirekt all jenen zu, die es wissen oder auch nicht wissen wollten. Der optisch Jüngste, Renè, war der Häuptling der angeschossenen Truppe. Sein Neunziger Jahre Ohr-Piercing passte zur halbkurzen Stränchenfrisur. Seine rauchiges Stimmbrett war dagegen eher Sechziger. Doreen, eine der zwei Ladys, fand die grüne Fressmesse so schön, dass sie sich ein Stück Knacker in ihren BH schob. Dieter, der neben ihr sitzende Ex-Prinz der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, fand das in Ordnung weil hier in der Bahn sowieso alle schwul wären. Dagegen legte wiederum Monique, die aufgrund ihres geschätzten Alters eigentlich eher Doris oder Renate heißen müsste, von Toleranz geschwängerten, Protest ein.
„Is doch nich schlimm, so’n Schwula. Können se doch machen, ne.“
Dieter guckte nur noch bockig aus dem Fenster, Doreen legte nach.
„Na Dieter, soll ich Monique mal küss’n?“
Monique prustete los, René schleuderte, durch einen Lachanfall ausgelösten, kleine Kettenraucherspritzerchen und angeweichte Knackerteilchen durch die unmittelbare Gegend, nicht ohne währenddessen erneut zu betonen:
„Wir komm’n vom Dorf!“
„Dieter! Willste mal René küss’n?“
Moniques nachgeschobener Verstärkerwitz brachte Doreen schier zum Ausflippen.
Aber ich musste raus, umsteigen in Gesundbrunnen. Schräges Kino, unvollständiger Film. Schade eigentlich.